Im letzten Blogbeitrag haben wir euch etwas über den Fachkräftemangel in der Schweiz in den diversen sinnstiftenden Branchen erzählt. Aber wie steht es allgemein um den Schweizer Arbeitsmarkt? Was für einen Trend gibt es bei den Kündigungen und wie lange dauert die durchschnittliche Stellensuche? Auf diese Fragen suchen wir Antworten im folgenden Blogbeitrag.
Aufgrund des Wirtschaftswachstums nach Corona wurden im Jahr 2021 und im ersten Halbjahr von 2022 kaum Kündigungen ausgesprochen. Dieser Trend konnte für das zweite Halbjahr in 2022 leider nicht verzeichnet werden – vielmehr gab es einen Anstieg. Aufgrund des Fachkräftemangels und der damit verbundenen Vielzahl an offenen Stellen fielen diese Entlassungen jedoch nicht so stark ins Gewicht. Die Mehrzahl der Kündigungen wurden 2022 angesichts Restrukturierungsmassnahmen und Abbauprojekten ausgesprochen, insgesamt 76% - im Vorjahresvergleich sind das 9% mehr. Gerade im letzten Quartal von 2022 wurden zunehmend solche Massnahmen und Projekte von Unternehmen angekündigt. Demnach finden innerhalb der Organisation strukturelle Änderungen statt und das Personal fluktuiert nicht nur, sondern wird auch effektiv freigestellt und nicht ersetzt. Es darf also damit gerechnet werden, dass zukünftig wieder vermehrt Kündigungen auf die Gesellschaft zukommen.
Eine unschöne Entwicklung, die 2022 mit sich brachte, ist die erheblich höhere Kündigungsquote bei der Generation 50-Plus, speziell im Vergleich mit den anderen Altersgruppen. Aber wie kommt es zu dieser Entwicklung? Die Outplacementfirma «Von Rundstedt» meint, dass die Vielzahl an offenen Stellen eine Art Legitimation für die Organisationen darstellt und sie dadurch auch mit keinen Reputationsschäden rechnen. Im Jahr 2021 lag die Kündigungsquote bereits bei 31%, 2022 stieg diese um signifikante 8% an. Erwähnenswert ist an dieser Stelle ebenfalls, dass sich dieser Wert in den letzten Jahren in der Reichweite der Beschäftigungsquote zwischen 30-32% befand. Relativ gesehen sind schlussfolgernd im letzten Jahr mehr Personen der Altersgruppe Ü50 gekündigt als beschäftigt worden. Auch wenn die Organisationen momentan mit keinen negativen Konsequenzen rechnen, ist dies ein riskantes Spiel, da sich der Markt wieder normalisieren wird und solche Aktionen überhaupt nicht empfehlenswert sind.
Die Dauer der Stellensuche war bereits 2021 auf einem relativ tiefen Niveau mit 5.3 Monaten (Durchschnitt über alle Kategorien). 2022 hat sich diese nochmals verkürzt und liegt bei 5.2 Monaten. Hier lässt sich bei der Generation 50-Plus einen positiven Trend erkennen – ihre Situation hat sich innerhalb von zwei Jahren von 8.3 Monaten auf 6.1 Monate reduziert. Ein ähnlicher Trend zeichnet sich bei der Besetzung schwieriger Stellenprofile ab. Im Jahr 2022 dauert dies noch 7.3 Monate, während die Suchdauer im Jahr 2020 mit 11.8 Monate fast ein ganzes Jahr betrug. Spannend dabei ist auch, dass in 2022 das erste Mal nicht das persönliche Netzwerk Spitzenreiter bei der Stellensuche war, sondern effektiv die öffentlich ausgeschriebenen Stellen. Während 2021 noch 37% durch persönliche Beziehung fündig wurden, sind es 2022 nur noch 27% - dieser Wert hat sich letztes Jahr also normalisiert. Die Erfolgsquote bei öffentlich ausgeschriebenen Stellen lag 2021 bei 34% - 2022 konnte ein Anstieg von 14% verzeichnet werden, was ein signifikanter Wert ist. Wer an Bedeutung verlor in der Thematik Stellensuche sind Personalvermittler*innen und Headhunter*innen – ihre Erfolgsquote lag 2022 gerade mal noch bei 3%, was ein Verlust von 6% im Vergleich zum Vorjahr bedeutet.
Grundsätzlich sind Unternehmen nicht flexibel und halten starr an der Branchenerfahrung fest. Nichtsdestotrotz kann ein Anstieg in den letzten zwei Jahren aufgewiesen, dass sie lockerer werden. Branchenfremde Bewerber*innen werden immer beliebter. 2022 gaben 48% der Stellensuchenden an, eine Anstellung in einer ihnen unbekannten Branche gefunden zu haben. Diese Entwicklung kann darauf zurückgeführt werden, dass der Druck des Fachkräftemangels immer deutlicher zu spüren ist. Während Arbeitgeber*innen zwar Flexibilität in Punkto Branchenwechsel beweisen, ist eine derartige Mobilität bei Funktionswechsel nicht zu erkennen. Gerade mal 24% der Kandidat*innen konnten 2022 in einer neuen Funktion eine Anstellung finden.
Der Fachkräftemangel trägt auch seinen Teil dazu, dass in ausgewählten Branchen die Lohnentwicklung angekurbelt wird – gerade wenn es um kritische Stellenprofile oder Abwerbungen geht, ziehen finanzielle Argumente vielfach. Trotzdem kann behauptet werden, dass die Salärentwicklung stabil ist, speziell im Vergleich zum Ausland – trotz Inflation. 2022 konnten 40% der Kandidat*innen in ihrem neuen Job einen höheren Lohn verhandeln, nur 21% mussten in ihrer neuen Anstellung mit weniger Gehalt zurechtkommen.
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