Fachkräftemangel in der Schweiz

Die Schweiz ist bereits seit mehreren Jahren von einem zunehmenden Fachkräftemangel betroffen. Neue Zahlen zeigen, dass der Mangel an qualifizierten Fachkräften einen neuen Höchststand erreicht hat. Aber welche Fachkräfte tatsächlich in der Schweiz fehlen und warum dieses Defizit weiter zunimmt, verraten wir euch hier.

Welche Fachkräfte fehlen in der Schweiz

Während der Pandemie war die Rede hauptsächlich von fehlendem Pflegepersonal, anschliessend erfolgte beinahe auf allen Branchen das gleiche Szenario. Von Bauführer*innen, über Softwareentwickler*innen bis hin zu Lehrer*innen – in vielen Sektoren fehlt das spezialisierte Personal. Aber gehen wir auf die einzelnen Berufsgruppen ein:

Einer Statistik zufolge belegt das Gesundheitswesen nach wie vor den ersten Platz der Fachkräftemangel-Rangliste. Fachärzt*innen, Pflegefachkräfte oder Apotheker*innen werden mehr denn je gesucht. Schon vor der Corona-Krise bestand ein Fachkräftemangel in dieser Berufsgruppe, nun hat sicher der Mangel weiter zugespitzt. Der zunehmende Fachkräftemangel übt zusätzlichen Druck auf das bestehende Gesundheitspersonal aus, da die Arbeitslast aufgrund des fehlenden Personals grösser wird - die Konsequenz ist, dass sich viele Fachkräfte für Temporärstellen entscheiden, welche eine bessere Vergütung und grössere Flexibilität versprechen, als eine Festanstellung. In der Schweiz wird zu wenig spezialisiertes Gesundheitspersonal ausgebildet, was dazu führt, dass Unternehmen Gesundheitspersonal ebenfalls im Ausland rekrutieren – viele Gesundheitsfachkräfte kommen aus dem angrenzenden Ausland. Nur zeichnet sich in diesen Ländern ebenfalls ein zunehmender Fachkräftemangel ab.

Auf den zweiten Platz steht die IT-Branche mit den Berufsgruppen Entwickler*innen und Analytiker*innen von Softwaren und IT-Anwendungen. Auch hier ist der Personalmangel seit mehreren Jahren zu beobachten, doch nun erreicht er in diesem Jahr seinen Höchstwert. Wenn man aber die Berufsgruppe Informations- und Kommunikationstechniker*innen (d.h. Fachpersonen als Web Content Manager*innen, Telematiker*innen oder E-Commerce Spezialist*innen) genauer betrachtet, sieht man eher eine Rückgewinnung von Personal – dem angestiegenen Bedarf nach E-Commerce-Lösungen während Corona sei Dank.

Auf Platz drei sind vorwiegend Industrieberufe wie beispielsweise Maschinenbautechniker*innen oder Elektrotechniker*innen gefolgt von den Bauführer*innen, Polier*innen und Produktionsleiter*innen, die den vierten Platz besetzen.

Es gibt eine Reihe von Berufen, in denen sich Angebot und Nachfrage die Waage halten: dies zum Beispiel handwerkliche Berufe, Vertrieb, Marketing und Öffentlichkeitsarbeit sowie Finanz- und Rechnungswesen.

Zwischen den Sprachregionen existieren jedoch Unterschiede – während in der Deutschschweiz in 13 Berufsgruppen ein Fachkräftebedarf vorliegt, weist die Westschweiz sowie das Tessin nur bei 2 Berufsgruppen einen Personalmangel auf – nämlich bei den Gesundheitsspezialist*innen und den Software-Entwickler*innen.

So schnell wird sich dieser Umstand leider nicht ändern, denn das Verhältnis von erwerbstätigen zur Gesamtbevölkerung wird in Zukunft von 58% auf 53.7% sinken.

Warum herrscht ein Fachkräftemangel in der Schweiz

Von Fachkräftemangel ist die Rede, wenn eine signifikante Anzahl an offenen Arbeitsplätzen nicht durch Mitarbeiter*innen mit den dazu passenden Talenten und Skills besetzt werden kann, weil sie dem Arbeitsmarkt nicht in genügender Zahl zur Verfügung stehen.
Einer der Hauptgründe für den (weiteren) Anstieg des Personalmangels in der Schweiz ist die alternde Gesellschaft. Die Generation mit den höchsten Geburtenzahlen, die sogenannten Babyboomer, geht in Pension, die geburtenschwächere Jahrgänge rücken nach – es gibt zum ersten Mal mehr Pensionierte als Berufseinsteigende. Einen weiteren Grund ist die rückläufige Einwanderungsrate von Fachkräften aus dem europäischen Raum – Statistiken zufolge wandern immer weniger erwerbsfähige Personen in die Schweiz. Hinzu kommt, dass sich viele eingewanderte Personenfrüh pensionieren lassen und in die Heimat zurückziehen, um dort ihren Ruhestand zu geniessen. Aber auch die Studierenden fehlen in einigen Berufsgruppen. Durch die Pandemie finden Vorlesungen vielfach online statt und Student*innen können diese problemlos von zuhause aus im Elternhaus verfolgen – die Konsequenz:  das beliebte WG-Zimmer erübrigt sich und der Nebenjob in der Gastrobranche oder ähnlicher wird hinfällig.

Massnahmen gegen den Fachkräftemangel

Auch wenn in sehr langsamen Tempo, wird bereits gegen den Personalmangel gekämpft: Mit der Kita-Initiative für noch mehr Kinder-Betreuungsplätze würden vor allem Mütter unterstützt werden, wieder eine Arbeitsstelle oder ein höheres Pensum anzunehmen. Oder mit der Pflege-Initiative für bessere und faire Arbeitsbedingungen, um nicht noch mehr Pflegefachkräfte zu verlieren. Ideen, um das duale Bildungssystem für Jugendliche attraktiver zu gestalten, werden ebenfalls besprochen. Weitere Massnahmen müssen dringend ergriffen werden, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken – nicht zuletzt im Bildungswesen. Die Schulen werden auch 2023 grösste Schwierigkeiten haben, die offenen Stellen zu besetzen. Der ZLV fordert die Bildungsdirektion und den Gesamtregierungsrat auf, möglichst rasch langfristig wirksame Massnahmen einzuleiten. Konkret braucht es folgende Verbesserungen am Berufsauftrag: Höherer Lektionenfaktor für eine Jahreslektion: 62 Stunden pro Lektion (bisher 58), Anrechnung Funktion Klassenlehrperson: 250 Stunden (bisher 100), Kindergartenstufe: 100 Prozent Arbeit = 100 Prozent Lohn (Anrechnung der begleiteten Pausen). Eine Wendung in diesen Belangen ist dringend notwendig.

Zukunftsszenario für Organisationen

Der Arbeitsmarkt und die Anforderungen an die Unternehmen seitens Mitarbeitenden haben sich ebenfalls verändert. Es reicht längst nicht mehr nach Bewerbenden Ausschau zu halten, Arbeitgebende müssen ebenfalls ihre Marke stärken, um attraktiv zu sein. Es kann bereits gesagt werden, dass Arbeitgebende je länger, je mehr sich bei Kandidat*innen bewerben müssen und nicht mehr umgekehrt.



Quellen:
SRF - Fachkräftemangel-Index 2022 
Universität Zürich - Stellenmarkt-Monitor Schweiz


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